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oder… die Glucke verlässt das Nest…

Die Glucke, das bin ich – Heike Stelter-Dohlus, 47 Jahre, Coach, verheiratet und Mutter von zwei Teenagern.

Coach bin ich zwar seit über 10 Jahren, aber bis letztes Jahr nur nebenberuflich. Hauptberuflich war ich als IT-Beraterin und Projektmanagerin unterwegs. Und „unterwegs“ ist in dem Falle wörtlich zu nehmen.

Was ist eine „gute Mutter“?

aka: Meine Mutation von der selbstständigen Powerfrau zur Glucke

Aber fangen wir von Anfang an …

Vor meiner Zeit als Mutter, war ich europaweit als IT-Beraterin und Projektmanagerin unterwegs. Ich kam mir mega cool vor, wenn ich montags über den Flughafen stolziert bin um durch die Welt zu jetten, und freitags nachts wieder zurück kam.

Dann kam meine Tochter zur Welt – und alles hat sich verändert …

Da ich vor ihrer Geburt in einer Firma gearbeitet hatte, die leider so gar nicht Mutter-freundlich eingestellt war (mein Chef hat angefangen mich zu mobben, als er hörte, dass ich schwanger bin), stand für mich fest, dass ich dort sicher nicht mehr arbeiten werde. Also wurde der Gürtel enger geschnallt und die vollen 3 Jahre Elternzeit eingeplant.

Während diesen 3 Jahren kam dann noch mein Sohn zur Welt, so dass aus den 3 Jahren am Ende 6 Jahre Elternzeit wurden.

Das hätte ich mir früher nie vorstellen können.

Ich – die Karrierefrau, immer unterwegs und eher zum Workaholic neigend, mit Haushalt hatte (und habe ?) ich nichts am Hut, sitze 6 Jahre zu Hause und bin Vollzeit-Mutter.

O.K. – ich habe in der Zeit auch meine Coaching-Ausbildungen gemacht, weil mein Kopf doch ab und zu mal wieder etwas „Training“ gebraucht hat, aber prinzipiell war ich mit ganzem Herzen Mutter! – Und: ich habe das sowas von genossen!

Jeden Tag spazieren gehen, im Winter stundenlang Schlittenfahren, Spielplatz, Basteln, Babyschwimmen, Musikgarten … Ich habe meine Kinder voll ausgekostet und eine sehr starke Bindung aufgebaut.  Und – ich bin zu einer Glucke wie aus dem Bilderbuch mutiert.

Aber gut – irgendwann waren die Kinder dann im Kindergarten und ich musste (und wollte) mich mal wieder um Arbeit kümmern. Meinen alten Beruf, mit den vielen Reisen, hatte ich „eigentlich“ an Nagel gehängt und bewarb mich um lokale Stellen.

 

Bis dann der Anruf kam, der alles verändert hat …

Schlechte Mutter? aka: Die Glucke verlässt das Nest

Ein Headhunter rief mich an, und bot mir eine super tolle Stelle in meinem alten Beruf als IT-Beraterin an!

Der Haken daran: Das Unternehmen ist 200 km weg von uns zu Hause und es sind weltweite Projekteinsätze geplant – sprich ca. 50% der Zeit sollte ich auf Reisen sein.

Nach diesem Anruf stand ich gefühlt 1 Woche unter Schock und konnte überhaupt nicht klar denken. Auf der einen Seite hat es mich total gereizt, da ich meine Arbeit immer mit Leidenschaft ausgeübt habe und echt liebte, auf der anderen Seite konnte – und wollte! – ich mir nicht vorstellen meine Kinder „allein“ zu lassen (gut – es gibt ja noch den Papa, aber gefühlt war es ein allein lassen).

Ich habe mir die Sache dann mal angehört und bin zu Vorstellungsgespräch gefahren – in der Hoffnung, dass es sowieso nicht klappt und ich keine Entscheidung treffen muss.

Das Ende vom Lied: ich habe die Stelle bekommen und musste mich entscheiden. Einziger Pluspunkt: wenn ich nicht auf Reisen bin, darf ich viel im Homeoffice arbeiten, muss also nicht immer ins 200 km entfernte Büro fahren.

Na ja – was soll ich sagen, nach 2 schlaflosen Wochen, viel hin und her und abwägen der Optionen, einem in 1000 Stücke gebrochenen Herzen, nur beim Gedanke daran meine Kinder „zu verlassen“, habe ich zugesagt!

Ich machte mir schon vor der ersten Reise die größten Vorführfe! Ich Rabenmutter!

Neben all den Vorwürfen und dem schlechten Gewissen, das ich mir selbst schon gemacht habe, muss ich noch erwähnen, dass wir hier in einem bayerischen Dorf wohnen, und vor 18 Jahren war es hier absolut nicht üblich, dass Mütter arbeiten gehen – schon gar nicht Vollzeit, und schon überhaupt gar nicht weg von zu Hause!

Mein Mann bliebt zu hause: Rollentausch auf dem Dorf…

Mit meinem Mann habe ich einen Rollentausch gemacht. Als ich wieder anfing zu arbeiten, ist er in Teilzeit gegangen und hat sich um die Kinder gekümmert.

Ganztagsschulen, Hort oder ähnliches gab es hier früher noch nicht, und wenn ich schon weg war, brauchte ich wenigstens das Gefühl, dass meine Kinder trotzdem alle Möglichkeiten und Freiheiten hatten.

Mein Umfeld machte es mir nicht unbedingt leichter –  als arbeitende Mutter

Ich wurde meist schief angeschaut und hinter meinem Rücken wurde viel über die Business-Frau, die ihre Kinder im Stich lässt getuschelt.

Dann kamen noch meine lieben Kollegen (natürlich alles Männer) dazu, die es sich auch nicht nehmen ließen darüber zu lästern, was für eine Domina ich doch wäre und wie mein „armer Mann“ wohl unter dem Pantoffel stehe. Der arme musste jetzt Windeln wechseln… wobei meine Kinder da schon lange aus dem Windelalter waren. 

Die erste Reise –  ohne Kinder – unter Tränen

Dann stand meine erste 2-wöchige Reise nach Südafrika an. 2 Wochen am Stück weg von zu Hause!

Wie ich das überleben sollte, wusste ich noch nicht!

Klar – wenn die Kinder merken, dass der Mama das Herz sowieso schon bricht, dann machen sie auch gleich noch mit.

Und das Drama nahm seinen Lauf…

1 Stunde lang Krokodilstränen und „du sollst nicht fahren“ und festklammern …. Bis ich endlich schweren Herzens und total verheult ins Auto stieg und zum Flughafen fuhr.

Die 2 Wochen haben sich angefühlt wie Jahre, und mal abgesehen davon, dass mir das Projekt echt Spaß gemacht hat, war es die Hölle!

Es musst also was passieren …

Ich besann mich auf meine Coaching Ausbildung. Ich wusste, wir brauchten eine Veränderung und die fing in meinem Inneren an.

Also habe ich mit einer Coaching-Kollegin das Thema angeschaut.

Wir haben die ganze Situation von allen Seiten betrachtet, zerlegt, wieder zusammengefügt und mit dem Blick von Außen gelang mir das scheinbar unmögliche.

Ich habe mich mit den beiden Teilen meines Lebens ausgesöhnt.

Ich kann verdammt noch mal beides sein!

Karrierefrau und Mutter: Das schließt sich nicht aus!

Eine sehr große Belastung für mich war der Konflikt zwischen meinen beiden Rollen als „Karrierefrau“ und „gute Mutter“. Irgendwie hat das nicht gepasst.

Kann ich eine gute Mutter sein, wenn ich gleichzeitig Vollzeit arbeite und dann auch noch weltweit auf Reisen bin?

Mein eigenes Weltbild und auch das der Gesellschaft in der ich aufgewachsen bin, hat nicht dazu gepasst.

Deshalb habe ich mich selbst viel dafür verurteilt arbeiten zu gehen.

Bin ich egoistisch?

Müsste eine gute Mutter nicht immer für ihre Kinder da und erreichbar sein?

Andererseits wusste ich auch, dass ich als „nur Mutter“ oder mit einer Arbeit in der Nähe, die mich aber nicht begeistert, sehr unzufrieden sein würde.

Wäre ich dann noch eine gute Mutter?

Wenn man beide Rollen akzeptiert und wertschätzt – gibt es gar keinen Konflikt mehr!

Wir haben im Coaching dann eine „Konfliktintegration“ gemacht. Dabei ging es erstmal darum, dass ich beide Rollen akzeptiere und wertschätze, in dem ich für beides den positiven Aspekt in den Vordergrund gestellt habe.

Anschließend ging es darum, wie die beiden Rollen sich gegenseitig unterstützen können – statt wie vorher in Konkurrenz zueinander zu stehen.

Und so wurde dann aus der „egoistischen Karrierefrau“ die „selbstbewusste, herzliche Frau, die ihren Kindern vorlebt, dass Frauen auch erfolgreich sein können und man alles schaffen kann“ – das klang doch gleich viel besser. 

Außerdem habe ich mir selbst klar gemacht, dass arbeiten nicht heißt, dass ich meine Kinder deshalb weniger liebe. Das enge Band, das wir hatten und haben, wird nicht weniger, nur weil ein paar hundert oder tausend Kilometer zwischen uns sind. So konnte ich meinen Frieden mit der Situation machen.

Ein weiterer Punkt war, dass ich sehr viel an meinem Selbstwert gearbeitet habe. Statt mich von anderen be- und verurteilen zu lassen, habe ich mich auf mich selbst, meine Stärken und meine Werte konzentriert. Und in dem Maße, wie mein eigener Selbstwert gestiegen ist, habe ich das auch ausgestrahlt, und es kamen viel weniger Abwertungen aus meinem Umfeld.

(Wenn auch du an deinem Selbstwert arbeiten möchtest, hol dir doch gerne meinen kostenlosen Mini-Kurs für mehr Selbstwert und Selbstbewusstsein)

Tja – was soll ich sagen: sobald ich mit mir selbst im Reinen war, hatten meine Kinder auch keinen Schalter, den sie triggern konnten und die Abschiede wurden sehr, sehr viel entspannter.

Und so kannst du das auch schaffen

Tipp 1: Vereine das Beste von beidem

Auch wenn du vielleicht im ersten Augenblick denkst, dass dein Beruf und deine Aufgabe als Mutter nichts miteinander zu tun haben, so ist es meist doch so, dass beide Rollen voneinander profitieren (können).

Schreibe dir mal auf, was du als Mutter gut machst und was du gern machst. Was dir dabei wichtig ist, und wo deine Stärken oder auch Schwächen liegen.

Dann mach das gleiche mit deinem Beruf.

Im dritten Schritt vergleiche die beiden Listen und überlege, wo die Gemeinsamkeiten liegen, und welche deiner Stärken als Mutter dir auch im Beruf weiter helfen, und welche deiner Stärken im Beruf dir auch als Mutter helfen. Überlege dir auch, wo sich beides vielleicht ergänzt.

 

Tipp 2: „Hinter jeder Handlung steht eine positive Absicht!“

Das ist eine Grundannahme im Coaching.

Also schreibe dir alles auf, wofür du dich verurteilst, alles was du dir selbst immer wieder vorwirfst, alles was du selbst meinst nicht gut genug zu machen.

Und dann überlege dir, was deine positive Absicht dahinter ist! Das muss nicht für dein Umfeld positiv sein, sondern nur für dich.

Also z.B. wenn du dir vorwirfst, dass du nicht oft genug und schön genug aufräumst, und man bei dir nicht jeden Tag vom Boden essen könnte, weil du es einfach nicht schaffst jeden Tag neben der Arbeit alles super sauber zu halten. Wenn du abends auf dem Sofa liegst statt die Küche zu schrubben und dich dafür selbst zerfleischst. Dann mach dir klar, was die positive Absicht dahinter ist. Die kann unterschiedlich sein, aber z.B. könnte das in diesem Fall sein, dass du einfach auch mal Ruhe brauchst. Und dich erholen musst. Dass du einen anstrengenden Tag in der Arbeit hattest und dich jetzt entspannen willst. Das wäre übrigens auch für deine Familie positiv, denn wenn du irgendwann umkippst, hilft es ihnen auch nicht weiter.

Tipp 3: Versöhne dich auf diese Weise mit dir selbst.

Du wirst sehen, in dem Moment, wenn du dir klar machst, dass du nicht einfach „nicht gut genug“ bist, sondern, dass dein Verhalten auch eine positive Seite hast, fühlst du dich schon gleich viel besser.

 Lass die anderen reden!

Du wirst niemals beeinflussen können, was andere über dich denken oder reden. Und das meiste von dem, was andere denken hat auch überhaupt rein gar nichts mit dir zu tun. Die projizieren nur ihre eigene Unzufriedenheit auf dich, um von dich selbst abzulenken.

Also hör nicht hin!

O.K. – ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das leichter gesagt als getan ist. Aber oft hilft es dir, wenn du dir bewusst machst – und es dir vielleicht auch selbst laut sagst – dass die nicht von dir sprechen, und das nichts mit dir zu tun hat. Und dann lege dir am besten eine „Best of Me“ Liste parat, auf der du immer wieder aufschreibst, was du alles toll gemacht hast, und warum du eben doch die beste Mutter der Welt bist, … und diese Liste holst du dir in solchen absoluten Frust-Moment raus und liest sie durch. Wenn dein Gehirn sich auch auf die Parole „mach sie fertig“ eingeschossen hat, so kannst du es auf diese Weise wieder auf eine andere Schiene sanft umlenken und dein „Selbstzerfleischungs-Gedankenkarussell“ stoppen.

Und heute? Ich bin bei mir als Mutter und Frau angekommen

Um meine Geschichte noch kurz zu Ende zu erzählen:

Ich habe meinen stressigen Job mit 60-70% Reisetätigkeit fast 8 Jahre lang durchgezogen.

Und das Beste: Meine Kinder haben keinen (sichtbaren) Schaden genommen.

All die Selbstvorwürfe, schlaflosen Nächte, … hätte ich mir sparen können. Klar haben sie mich oft vermisst und ich sie sowieso, aber irgendwie sind wir dadurch nur noch fester zusammengewachsen.

Und einen sehr großen positiven Aspekt hatte die ganze Reiserei auch: Ich habe mein Kinder schätzen gelernt!

Wenn ich 2 Wochen weg war, habe ich mich sogar gefreut, wenn meine Kinder gestritten haben. Soll heißen, alles was du nicht immer hast, nimmst du viel bewusster wahr und vor allem schätzt du es bewusster. Ich will damit nicht sagen, dass Mütter und Väter, die jeden Tag zu Hause sind ihre Kinder nicht schätzen! Mein Mann hat das alles hier super im Griff und ich bin sicher, dass er unsere Kinder auch sehr schätzt.

Aber wenn du oft genug die Gelegenheit hast deine Kinder zu vermissen, dann sind die ganzen Alltags-Streitereien und Stress, … weniger wichtig! Ich habe mich in  meiner Zeit daheim viel mehr auf das Positive konzentriert und die Zeit mit meiner Familie bewusst genossen. Wenn meine Freundinnen über „zickige“ Mädchen und „aufsässige“ Jungs gejammert haben, dann konnte ich zwar zustimmen, dass meine auch so „ihre 5 Minuten (oder auch länger)“ haben, aber ich habe das nicht so ernst genommen. Auch, weil ich wusste, dass ich montags wieder weg muss, warum sollte ich also unsere kostbare Zeit damit verschwenden mich aufzuregen oder sauer zu sein. Kurz gesagt: ich war zu Hause sehr viel entspannter!

Das wäre auch ein Tipp, den ich dir geben kann. Wenn deine Kinder mal wieder so richtig nerven und dir das Leben schwer machen, versuche dich bewusst auf das positive zu konzentrieren. Allerdings weiß ich auch, dass das sehr schwer fällt, wenn man dem Stress jeden Tag ausgeliefert ist.

Mittlerweile bin ich die Kleinste in der Familie. Seit letztem Sommer ist mir auch mein „Kleiner“ über den Kopf gewachsen. Meine Große macht dieses Jahr Abi und will dann für mindestens 1 Jahr als Au-pair ins Ausland und wer weiß, was dann noch alles.

Im Moment plant sie mit 2-3 Jahren im Ausland. Sie hat sich mich zum Vorbild genommen und den Spieß also umgedreht.

Mir blutet jetzt schon mein Herz, obwohl ja noch ein paar Monate Zeit sind. Die Glucke lege ich irgendwie nicht so leicht ab. Aber trotzdem freue ich mich zu sehen, dass sie selbstbewusst ihrer Wege geht und unterstütze sie so gut ich kann ….

Über die Autorin

Ihr Slogan: „Lebe dein Leben mit Schubidu und Trallala!“

Heike Stelter-Dohlus hat über 20 Jahre als IT-Berater und Projektmanager gearbeitet und macht nebenberuflich seit über 10 Jahren auch Coaching. Neben allem Stress, den die Arbeit und der Alltag so mit sich bringen, hat sie sich immer ihre Freude und Leidenschaft bewahrt. Sie hat sich durch äußere Umstände nicht von ihrem Weg abbringen lassen und ist sich selbst immer treu geblieben. Genau das möchte sie jetzt auch anderen mitgeben. Mit ihrem Coaching möchte sie ihre Kunden unterstützen in ihre Freude und Lebenskraft zu kommen und sich selbst treu zu bleiben.