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Mütter – Die (Anti-)Heldinnen des Alltags

Mental Load | 0 Kommentare

Geschrieben von Ella

12. November 2020

„Eltern werden ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr.“ – Diese alte Binsenweisheit bewahrheitet sich in der Praxis wohl öfter, als man es sich als Mutter eingestehen möchte. Kindererziehung kann auch die stärksten Charaktere manchmal an den Rande des Wahnsinns führen. Man will die Kleinen zu selbstbewussten und selbstständigen Erwachsenen formen, man möchte ihnen aber auch gleichzeitig bedingungslose Liebe und Geborgenheit bieten. So schwer kann das doch nicht sein, oder? Leichter gesagt als getan, das hat wohl jede Mutter schon am eigenen Leib erfahren. Wenn dir die (gar nicht so) unschuldigen kleinen Racker mal wieder das Leben schwer machen, stellst vielleicht auch du dich zwischendurch als gute Mutter infrage. Aber setzt du dir dabei wirklich faire Maßstäbe oder gehst du nicht doch etwas zu hart mit dir selbst ins Gericht?

Das Bild einer immer-lächelnden, immer-gutgelaunten und immer-freundlichen Mutter hat sich nach der Geburt schnell verändert

Lass’ uns mal ehrlich sein: So sehr wir unsere Kleinen auch lieben, der Elternalltag kann oft stressig und zermürbend sein. Wie in jeder anderen zwischenmenschlichen Beziehung gibt es auch im Mutter-Kind-Verhältnis Höhen und Tiefen. Nicht immer empfinde ich meine Kinder als zuckersüße Geschenke des Himmels, manchmal können sie mir auch einfach gehörig auf den Geist gehen! Etwa wenn meine Liebsten mal wieder vehement gegen den Speiseplan protestieren oder einfach partout ihr Zimmer nicht aufräumen wollen und ich innerlich damit kämpfe, die Fassung zu bewahren. Wenn sie mich an meinem freien Tag mal wieder mit endlosen Fragen durchlöchern oder ich doch unbedingt an ihrer Bastelstunde teilnehmen soll und ich mich am liebsten in ein stilles Kämmerchen zurückziehen möchte, um nur für einen kurzen Moment meine Ruhe zu haben. Gleichzeitig mache ich mir ein schlechtes Gewissen und frage mich, ob ich den Anforderungen an mich als Elternteil wirklich gewachsen bin.

Macht mich das jetzt zu einer schlechten Mutter? Keineswegs, es zeigt mir nur auf, dass auch ich menschlich bin. Bei all der Verantwortung und den unermesslich hohen Standards, die wir uns selbst aufbürden, vergessen wir nämlich oft, dass Mütter auch nur Menschen sind! Und Menschen verhalten sich manchmal gemein, fies oder seltsam gegenüber ihren Liebsten. Sie tun und denken manchmal Dinge, für die sie sich im Nachhinein schämen. Sie machen Fehler und haben ihre Schwächen, an denen sie arbeiten. Kurz gesagt: Auch wir als Mütter sind nicht perfekt! Aber warum fällt es gerade Müttern oft so schwer, sich ihre menschlichen Schwächen einzugestehen?

Bin ich denn euer Mädchen für alles?

Eltern sein ist ein Full-Time-Job, dabei bist du natürlich nicht 24 Stunden pro Tag nur Mutter. Auch deine übrigen Verantwortungen und Verpflichtungen behältst du stets im Auge: Unter anderem sorgst du dafür, dass eure eigenen vier Wände nicht im Chaos versinken, du arbeitest an den Beziehungen zu deinem Partner, Familienmitgliedern und Freunden, du kümmerst dich darum, dass Essen auf dem Tisch steht und die Miete gezahlt wird. Aber bleibt dir bei alldem auch genug Zeit für dich selbst? Es scheint in manchen Momenten schier unmöglich Kindererziehung, Haushalt und Job unter einen Hut zu bekommen, ohne selbst auf der Strecke zu bleiben. Vernachlässigst du aber deine eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten zu sehr, kann sich das nicht selten auf die Beziehung zu deinen Kindern auswirken. Zwischendurch auch mal an dich zu denken, macht dich noch lange nicht zur Rabenmutter. Auf dem schmalen Grad zwischen bedingungsloser Selbstaufopferung und dem Gefühl, seine Kinder zu vernachlässigen, zu wandern, kann einen leicht überfordern. Vielleicht sind dabei unsere Ansprüche an uns selbst als Elternteil schlichtweg unerreichbar, aber woran liegt das?

Der Mythos von Super-Moms und Rabenmüttern

Wir alle kennen sie, und insgeheim hassen wir sie vielleicht auch ein bisschen: Diese Mütter, wie wir sie in Filmen und der Werbung regelmäßig zu sehen bekommen. Vermeintliche Super-Moms, die in allen Lebensaspekten brillieren und – mal so nebenbei – ihre Kindererziehung jederzeit mit Leichtigkeit bewältigen. Frauen, die einfach alles im Griff haben und denen die schönen Dinge im Leben regelrecht in den Schoß zu fallen scheint. Stellt der kleine Timmy zum x-ten Mal die Bude auf den Kopf, wird das Spektakel von der Mutter beiläufig mit einem Lächeln quittiert: „So sind sie halt, die Kinder!“ Als echte Mutter sitze ich vor dem Bildschirm, bewundere einerseits die stoische Gelassenheit der TV-Mama und schäme mich gleichzeitig in Grund und Boden. Ich fühle mich, als habe ich als Mutter auf ganzer Linie versagt, weil ich meinen Kindern in einer solchen Situation schon gerne mal die Meinung gegeigt habe und eben nicht immer über den Dingen stehe. Aber was haben diese Super-Moms an sich, was ich nicht habe? Wie schaffen sie es, ihren Alltag als Mutter so souverän zu meistern, ohne jemals die Nerven zu verlieren?

Die Antwort ist ganz einfach: Solche übernatürlichen Wesen sind ein Fantasieprodukt der Medien- und Werbeindustrie und daher genauso real wie der Osterhase und die Zahnfee. Und auch wenn wir wohl alle einmal an Fabelwesen wie den Osterhasen geglaubt haben, irgendwann kam der Moment, in dem uns klar würde, dass eine solche Figur gar nicht existieren kann. Genauso kann jede Mutter ab einem gewissen Punkt mit Gewissheit feststellen, dass die Super-Moms aus Film und Fernsehen – also die eierlegende Wollmilchsau unter den menschlichen Wesen – mehr eine utopische Wunschvorstellung als die Realität darstellen. Wie unsere Kinder sind aber auch wir manchmal etwas leichtgläubig. Gerade zu Beginn unserer Eltern-Karriere glauben wir noch ganz naiv, die Rolle der unendlich geduldigen und stets verständnisvollen Mutter mit Bravour ausfüllen zu können – Die Film- und Fernseh-Mamas machen’s schließlich vor!

Was sich neckt, das liebt sich!

Was wir dabei oft vergessen: Jeder Mensch ist hin und wieder mit den Herausforderungen des Alltags überfordert, warum sollte es gerade uns Müttern anders gehen? Klar, du möchtest insbesondere für deine Kinder ein Vorbild sein und Stärke beweisen, die Flinte ins Korn zu werfen ist schließlich auch keine Option. Aber so sehr du dich auch bemühst, nicht immer klappt alles so wie du es dir vorstellst. Solche Rückschläge können frustrierend und demotivierend sein. Eines sollte dir dabei allerdings klar sein: Niemand ist perfekt, auch wir Mütter nicht! Erfüllen wir die Vorbildfunktion für unsere Kinder auch nicht immer tadellos, ist das noch lange kein Grund sich schämen zu müssen. Es lebt sich leichter in dem Wissen, dass sich die Liebe zwischen Eltern und Kindern nicht so einfach erschüttern lässt! Genau wie du deinen Kindern verzeihst, dass sie sich manchmal geradezu unerträglich verhalten, so verzeihen auch sie dir deine elterlichen Glanzleistungen. Wenngleich deine Kleinen es auch manchmal richtig ätzend finden, dass du ihnen nicht jeden Wunsch von den Lippen abliest und dass du manchmal echt gemein bist, wissen sie, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Diese vorübergehende Hassliebe ist also kein Grund zur Sorge, ganz im Gegenteil: Sie kann eure Beziehung stärken und hilft dabei, euch gegenseitig besser zu verstehen. Und mal unter uns, Kinder sind auch keine Unschuldslämmer!

Geschrieben von Ella

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Wir alle kenne das… die Kinder sind quengelig, der Tag war lang und der Frust wird immer größer. Das Gefühl “ich habe keine Zeit mehr für mich?” und “wer bin ich überhaupt?” werden immer größer. Was mir geholfen hat, war mein eigenen Blick von außen. Das reflektieren unserer Zeit und damit auch das auffinden von mehr Zeit für mich (und das mit drei Kindern).

Geholfen hat mir Diplom Psychologin und Mama-Coach Sabine Machowski. In ihrem kostenfreien Workbook findest du zahlreiche Hilfestellungen um endlich nicht mehr “nur” Mutter zu sein. Schnapp es dir, so lange sie es noch kostenfrei anbietet.